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Milliardendeal: Russlands Börsen fusionieren

Die größten russischen Börsen RTF und MICEX fusionieren
Die Finanzkrise hat Russland besonders hat getroffen und die Regierung um Medwedew strebt nun die Verbesserung ihrer Finanzinfrastruktur an, um ausländische Investoren im Land zu halten.  Vor diesem Hintergrund wurde Alexander Woloschin im April des letzten Jahres von Präsident Dimitri Medwedew beauftragt, die Hauptstadt Russlands als internationales Finanzzentrum zu etablieren. Der erste Schritt zur Realisierung dieses Vorhabens ist nun getan: Die beiden größten Börsen Russlands RTS und MICEX fusionieren.

Gemäß den Angaben der russischen Zentralbank wird MICEX vorerst einen Kontrollanteil in Höhe von 53,5 Prozent an RTS erwerben. MICEX bewertet diesen Zusammenschluss, der im April 2011 abgewickelt werden soll, mit 3,45 Milliarden US-Dollar und RTS mit 1,15 Milliarden US-Dollar. Zwei bis drei Jahre nach der Transaktion soll der Börsengang folgen.

Börsenberichte kündigten seit längerem, verstärkt seit Ende letzten Jahres, die mögliche Fusion der beiden größten Börsen Russlands an, die hinter den Kulissen ausgehandelt wurde. Die Zusammenlegung von MICEX mit der RTS-Börse wurde vom MICEX-Aufsichtsratsvorsitzenden und stellvertretenden Direktor der russischen Zentralbank, Alexej Uljukajew, im November 2010 initiiert und scheiterte zuletzt an der Beteiligung der russischen Zentralbank an MICEX. Diese soll sich Börsenberichten zufolge im Rahmen einer von Medwedew Anfang des Jahres beauftragten Privatisierung der Moskauer Interbank-Devisenbörse in den nächsten zwei bis drei Jahren von ihren Anteilen an MICEX trennen.

Ein primäres Ziel - Vertrauen schaffen

Börsenexperten bewerten diesen Schritt als sinnvoll, da sich mit diesem zum Einem die Liquidität erhöht, und zu Anderem Risiken minimiert werden. Durch den Zusammenschluss werden die Aktivitäten von MICEX, die hauptsächlich auf Devisen und Anleihen ausgelegt sind, und von RTF, die stark auf den Aktienmarkt fokussiert sind, gebündelt.

Ein Finanzzentrum, das Finanzdienstleistungen konzentriert, soll das Vertrauen in Moskau als internationaler Finanzplatz steigern, denn daran fehlt es angesichts eines schwachen Finanzsystems. Selbst nach der Finanzkrise existieren in Russland noch fast 1000 Banken, beinahe jeder fünfte Kredit ist mehr oder minder ausfallgefährdet, während die Kreditvergabe trotz vorhandener Liquidität restringiert ist. Auch einheimischen Unternehmern fehlt es an Vertrauen in das russische Rechtssystem, was die Tatsache widerspiegelt, dass fast alle russischen Unternehmen als Offshore-Unternehmen registriert sind.

Nichtsdestotrotz wird auch Kritik laut an den Plänen Russlands, auf Anordnung Medwedews ein Finanzzentrum zu schaffen. So gab der Deutsche Bank Chef, Josef Ackermann, zu bedenken, dass ein politisch induziertes und künstlich geschaffenes Finanzzentrum ohne Rücksicht auf realwirtschaftliche Entwicklungen, Gefahr laufe, neue Blasen hervorzubringen. Zusätzlich fordert Ackermann eine Regulierung des Derivatemarkts in Russland.

Weitere Maßnahmen, die Moskaus Börse kalkulierbarer gestalten sollen, sind die von Woloschin geplante Implementierung eines Einlagensicherungsystems, verstärkte Emissionen von Rubelanleihen durch Staatskonzerne, sowie der Verkauf eines Teils des Privatisierungspakets der russischen Regierung an der Moskauer Börse. Das sind kleine Schritte in die richtige Richtung, dennoch ist Russland noch weit davon entfernt, ein internationaler Finanzplatz zu werden.